Geschichte der St.-Jakobus-Schützenbruderschaft Ehringhausen

Geschichte der St. Jakobus Schützenbruderschaft

Über das Schützenwesen in Ehringhausen – eine Chronik

(Walter Wahle und Heinz Volmer – Festschrift 1979, Ergänzung Friedhelm Bertels)

Schützenvereinigungen sind erwachsen aus der bürgerlichen Pflicht zum Schutz des Gemeinwesens. Wir finden sie schon im Mittelalter in den Städten. Denn wie den Bürgern durch ihr Zusammenwohnen in der Befestigung und im Schutzbereich eines bestimmten Rechtes wertvolle Freiheiten zugesichert wurden, oblag ihnen auch die Pflicht, diese Rechte zu verteidigen.

Auf freiwilliger Grundlage bildeten sich kameradschaftlich-gesellige Vereinigungen mit auch religiös-karitativer Ausrichtung, wie das ganze mittelalterliche kulturelle Leben undenkbar ist ohne Beziehung zur Religion.

Diese Vereinigungen feierten jährlich ihr Fest, bei dem sich Waffenübung und geselliges Vergnügen paarten.

Diese Schützenfeste dürfen wir wohl betrachten als bürgerliche Parallele zu den ritterlichen Turnieren.

Auf dem Lande hat die Entwicklung erst später eingesetzt. Die Geschichte des ländlichen Schützenwesens scheint noch nichteindeutig aufgehellt zu sein.

Wir mögen den Anfang verlegen in die Zeit Kaiser Maximilians I. (1493-1519), als die frühen Versuche sichtbar werden, ein Reichsheer aufzustellen, das nicht mehr allein auf der Ritterschaft beruhte. Wie das Fußvolk an Bedeutung gewann in den Landsknechten, wurde auch eine Aushebung aus der Bevölkerung eingeführt. Entsprechend der Reichsverfassung war die Einziehung Sache des Landesfürsten.

Auch im Herzogtum Westfalen dürfte das Landschützenwesen sich so entwickelt haben. In späterer Zeit gab es dort eine feste Organisation, deren Leitung ein von den Landständen gewählter Adeliger, der Landhauptmann, ein Offizier mit Kriegserfahrung hatte. Das Aufgebot erfolgte nach der Gliederung des Landes innerhalb der Ämter durch die Beamten, die Gografen oder Richter. Der Aufbau dieser Landschützenorganisation war so eingespielt, dass es möglich war, binnen weniger Stunden je nach Notwendigkeit den zwanzigsten, zehnten oder fünften Mann eines Amtsbezirks zu den Waffen zu rufen. Diese Entwicklung muss bereits im 16. Jahrhundert einigermaßen zum Abschluss gekommen sein.

Schon um 1580 bekleidete Dietrich von Bucholtz zu Störmede das Amt eines Landhauptmanns.

Die Bezeichnung der wehrpflichtigen Männer lautete Hausleute oder meist Landschützen. Im Dreißigjährigen Kriege spielten sie noch eine wichtige Rolle, vornehmlich zum Schutz befestigter Plätze, von Städten und Burgen, zumal als die Menschenverluste am Ende des Krieges dazu zwangen, die ausgebildeten Soldaten fast ausschließlich im Felde einzusetzen. Die durch Seuchen und andere Kriegsverluste geschwächte Bürgerschaft der Städte musste manchmal durch Aufgebote aus den umliegenden Dörfern verstärkt werden. Hierdurch mag überhaupt das Landschützenwesen eine größere Bedeutung erlangt haben, so dass sich nach dem Dreißigjährigen Krieg allenthalben im Herzogtum Westfalen auch auf dem Lande Schützenbruderschaften bildeten. Wenigstens beobachten wir vielerorts seit der Mitte des 17. Jahrhunderts das Vorhandensein von Schützenfesten.

In zahlreichen, wenn nicht sogar in den meisten Fällen wird es nicht möglich sein, das genaue Jahr anzugeben, wann sich eine dörfliche Schützenbruderschaft gebildet hat.

Als unterste Grenze des Bestehens wird man ansetzen können, wann sich die Feier eines Schützenfestes nachweisen lässt. Das gilt auch für Ehringhausen.

Die dortige St. Jakobus Schützenbruderschaft besitzt nun als sicheren Nachweis der Feier eines Schützenfestes an ihrer Königskette einen kleinen, silbernen Vogel in sitzender Haltung. Eine Königsinsignie von gleicher Gestalt ist auch den anderen beiden Bruderschaften des Kirchspiels Störmede zu eigen.

Während aber der Vogel von Langeneicke dem von Ehringhausen an Größe entspricht, ist der von Störmede etwa doppelt so groß.

Dieser Schützenvogel von Ehringhausen ist deshalb besonders wichtig, weil er auf seiner rechten Schwinge den Namen des Stifters trägt: Gordt Schulte. Zwar gab es in alter Zeit mehrere Träger dieses Namens. Nach der Art der Schriftzüge ist am ehesten anzunehmen, dass es sich um den bekanntesten Namensträger handelt.

Dieser ist bezeugt als Provisor (Rechner) der Kapelle und während seiner Amtsführung 1679 gestorben.

Damit ist eine obere Grenze festgestellt für die Zeit, in der spätestens in Ehringhausen Schützenfest gefeiert wurde.

Wenn die Schützenbruderschaft Ehringhausen 2004 die Feier des 325-jährigen Bestehens begeht, zeigt sie sich überaus vorsichtig. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass ein Zufall nachweist, es sei schon früher Schützenfest gefeiert worden. Das Vorhandensein eines solchen Zeichens an der Königskette beweist aber zugleich auch das Bestehen einer festen Vereinigung, die Schützenfest als Brauchtum pflegte und daher ein solches Zeichen erwarb und aufbewahrte.

Über die Gliederung der Bruderschaft und die Art, Schützenfest zu feiern, liegen naturgemäß aus älterer Zeit wenige Nachrichten vor. Nur mehr oder weniger zufällige Kenntnisse lassen sich gewinnen.

Im Gegensatz zu Geseke, wo auf die Scheibe geschossen wurde, fand in Ehringhausen, wie in den übrigen Orten der Herrschaft Störmede, ein Vogelschießen statt. Das bezeugt neben schriftlichen Zeugnissen schon der alte Königsschmuck. Schützenkönig wurde, wer den letzten Rest des Vogels von der Stange holte.

Der Schützenkönig erhielt als Auszeichnung einen neuen Hut, der wohl mit Bändern geschmückt war.

Wenn wir die eingehenden Geseker Belege hinzuziehen, dürfen wir sagen, bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts war das ein breitkrempiger Filzhut, später ein Dreispitz. Umgekehrt musste der neue König den Schützen auch einen Verzehr austun.

Bei den Junggesellen in Ehringhausen war dies im 18. Jahrhundert ein Schinken. Das Fest wurde wohl in einem der größeren Bauernhäuser auf der Deele und in der Stube gefeiert.

Das Getränk war Bier. Vor dem Fest wurde bei allen Schützenbrüdern, die am Schützenfest teilnehmen wollten, Gerste gesammelt. In der Regel musste jeder einen halben Scheffel (etwa 22 -23 Pfund) spenden. Daraus braute man etwa 45-50 Liter Bier. Ob in alter Zeit ein fester Termin für das Schützenfest bestand und wann dieser war, ist unbekannt.

Wie in allen Orten hiesiger Gegend gab es auch in Ehringhausen zwei Schützengruppen, die Kompanie (Gesellschaft) der Männer und die der Söhne und Knechte oder der Junggesellen, d.h. derer, die kein Haus besaßen und daher nach altem Schützenrecht nicht zu den Landschützen gerechnet wurden.

Auch diese Junggesellen feierten ein eigenes Fest. Hierüber sind wir etwas näher unterrichtet, weil es beim Junggesellenschützenfest 1709 zu Streitigkeiten kam, die gerichtlich geschlichtet wurden. Damals hatte ein junger Mann mitgeschossen, der keine Gerste zum Fest geliefert hatte. Er schoss den Vogel ab und wollte nun als Schützenkönig anerkannt werden. Darüber erhoben sich Meinungsverschiedenheiten. Der Vater des glücklichen Schützen erbot sich zwar, den Taler für den Königshut selbst zu zahlen, auch den Schinken zu stiften und die Gerste nachzuliefern, ein Zeichen, wie sehr man die Ehre des Schützenkönigs zu schätzen wusste.

Obwohl die anwesenden Männer zur Versöhnung aufforderten, blieben einige Heißsporne bei ihrer Ablehnung. Die Frage wurde vor den Richter Dr. Dieckmann in Geseke gebracht. Dieser entschied, da man den Jungen zum Schießen zugelassen habe, müsse man ihn auch als Schützenkönig anerkennen.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts trat die staatliche Obrigkeit dem Schützenwesen entgegen.

Als Glieder der Landesverteidigung hatten die Schützen keine Bedeutung mehr, seitdem die stehenden Heere der Einzelstaaten aufgekommen waren, zumal der Kurfürst von Köln, der Landesherr des Herzogtums Westfalen, nicht zu den „armierten Fürsten“ zählte. Zum Einsatz als ausführende Organe der Polizei kamen die Schützen auch nicht mehr, seit es angestellte Polizeidiener gab.

So war den Schützenbruderschaften lediglich die Eigenschaft als gesellige Vereinigungen geblieben. Dafür hatte die staatliche Verwaltung angesichts der bei den Schützenfesten vorkommenden Ausschweifungen im Zeitalter der Aufklärung kein Verständnis. Wenn sich nur eine Gelegenheit oder ein Vorwand bot, wurden die Bruderschaften aufgelöst. Im Kirchspiel Störmede war dies nicht der Fall,

wenn auch 1800 die Aufhebung angedroht wurde, falls weiterhin bei der Lobetagsprozession der Aufmarsch mit Waffen und Musik erfolge. Damals bestanden die Vereinigungen noch. Denn für 1799 ist eine Schlägerei anlässlich des Lobetags zwischen den Kompanien der Junggesellen von Störmede und Ehringhausen auf dem Kirchplatz bezeugt. Ob in den nächsten, von vielen Kriegen erschütterten Jahren Schützenfest gefeiert worden ist, ist unbekannt. Als nach den Befreiungskriegen die romantische Bewegung in Deutschland einsetzte, fanden die Behörden wieder ein anderes Verhältnis zum Schützenwesen. Man sah darin Fortdauer altdeutschen Volksbrauches, das gefördert wurde. Namentlich der erste Oberpräsident der neuen preußischen Provinz Westfalen, Ludwig von Vincke, begünstigte die Schützenvereine.

So hören wir schon 1822, dass in Ehringhausen das Vogelschießen begangen wurde.

Im einzelnen unterrichten uns die Satzungen des Vereins von 1844 und 1859. Die Regierung verlangte damals von allen Schützenvereinigungen die Vorlage ihrer Statuten, damit festgestellt wurde, dass man keine verdächtigen politischen Bestrebungen verfolge.

Daher wird in den damaligen Statuten ausdrücklich hervorgehoben, der Zweck der Vereinigung bestehe in „Beförderung der Eintracht und Ordnung“. Mittel dazu sollte geselliges Vergnügen bei gemeinsamer Feier sein. Die Mitgliedschaft im Schützenverein stand jedem unbescholtenen Ortseingesessenen offen, der das 16. Lebensjahr vollendet hatte.

Eine feste Organisation nach dem heutigen Vereinsrecht stellte der Schützenverein um diese Zeit nicht dar. Es sollte vielmehr jedes Jahr eine Versammlung gehalten werden, in der die Bedürfnisse des Festes festgestellt und die Aufnahme neuer Mitglieder vorgenommen wurde. Wenn genügend Interesse an Abhaltung eines Schützenfestes bestand, wurde ein Vorstand gewählt, dem Hauptmann, Rechnungsführer, Fähnrich und zwei Unteroffiziere angehörten. Die Mitglieder zahlten einen Beitrag von einem Taler. Ein ähnlicher Beitragssatz bestand in fast allen Orten des ehemaligen Amtes Störmede. Man darf ihn sicher als beträchtlich für die geldarme Zeit bezeichnen. Er entspricht etwa einem halben Wochenarbeitslohn für einen Arbeiter. Jedes Mitglied war verbunden, sich namentlich zur Zeit des Festes sittlich und nüchtern zu verhalten, auch Vorsicht walten zu lassen bei Handhabung des Gewehrs.

Das Schützenfest sollte in der Zeit nach der Gerstenaussaat stattfinden. Es begann am Samstagabend mit dem Aufsetzen des Vogels. Am Sonntagnachmittag nach Beendigung der Andacht fand es seine Fortsetzung mit Abholen des Königs zum Vogelschießen, wobei der alte König den ersten Schuss hatte. Bei einem verheirateten König war die Frau Königin. Ein Unverheirateter konnte sich unter den unbescholtenen Frauen und Mädchen des Dorfes frei eine Königin auswählen.

Im Festzug wurde hernach der König zum Festplatz geleitet. Diese Satzung spricht nicht ausdrücklich davon, dass auch am Montag Schützenfest gefeiert wurde. Es ist dies aber unzweifelhaft auch vor 1859 schon der Fall gewesen. Seit 1837 ist für den Montagmorgen in der Kapelle Ehringhausen ein Schützenhochamt bezeugt. Da gelegentlich auch zweimal im Jahr ein Schützenhochamt erwähnt ist, lässt sich folgern, dass auch beim Junggesellenschützenfest ein solches Hochamt zelebriert wurde. Wann das Vogelschießen auf den Montagvormittag verlegt wurde, ist aus den Akten nicht ersichtlich.

Die Festsetzung der unteren Altersgrenze für den Eintritt in den Schützenverein mit 16 Jahren lässt erkennen, dass 1859 die Junggesellen in die Gruppe der Männer aufgenommen waren. Das dürfte kurz zuvor geschehen sein. Die Aufhebung der Junggesellen-Schützenvereine betrieb offensichtlich der damalige Amtmann Lucas.

Für Störmede ist bekannt, dass auf sein Betreiben 1856 zum letzten Mal ein Junggesellen-Schützenfest begangen worden ist. Wahrscheinlich galt diese Regel für das ganze Amt. In späteren Vereinslisten werden die Junggesellen auch als zahlende Mitglieder aufgeführt, doch wurde ihnen die Wählbarkeit in den Vorstand verwehrt, wie sie auch offensichtlich nicht berechtigt waren, den Vogel zu schießen. Erst mit einer Satzungsänderung vom 08.06.1914 erhielten sie drei Sitze im Vorstand zugesprochen und bekamen das volle Stimmrecht.

In welcher Häufigkeit in nächster Zeit das Schützenfest gefeiert worden ist, lässt sich nicht ermitteln. Es hat wohl nicht jedes Jahr stattgefunden. Sicher fiel es auch in den Jahren des Kulturkampfes seit 1874 als Protest gegen die kirchenfeindliche Haltung der preußischen Regierung, deren Gesetzgebung gerade die Pfarrei Störmede durch die Vertreibung ihres letzten Geistlichen, des Kaplans Lüns, besonders deutlich zu spüren bekam.

Nachdem aber Störmede unter Einfluss des liberalen Amtmanns Wiese 1877 in etwas provokatorischer Form wieder angefangen hatte, Schützenfest zu feiern, folgte auch Ehringhausen 1878 nach.

1879 wurde am 8. und 9. Juni „unter festlich decorierten Zelten gefeiert“, wozu „Freunde eines ländlichen Vergnügens herzlich eingeladen“ waren. Der Zeitpunkt lag gewöhnlich im Juni, schwankte aber zwischen Anfang und Ende des Monats. 1883 war das Fest am und 2. Juli, 1881 scheint das Schützenfest ausgefallen zu sein. Über den Standort des Festzeltes finden wir selten Angaben.

Vielleicht wechselte er, je nachdem, wer die Schenke übernahm, da die örtlichen Wirte nicht immer dazu bereit waren. Nach den Berichten des Amtmanns verliefen die Feste immer in Ruhe und Ordnung.

Für die Folgezeit war das Schützenfest zu einem festen Bestandteil des öffentlichen Dorflebens geworden. Unterbrechungen waren nur durch von außen kommende Einflüsse denkbar.

Bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges feierte die Schützengesellschaft ihre Feste gewöhnlich in zweijährigem Rhythmus, wenn auch zuweilen längere Abstände zu verzeichnen sind.

Über die Schützenkönige ist bis zur Jahrhundertwende namentlich nichts zu erfahren. Als Zeichen ihrer Königswürde trugen sie die Kette mit dem anhängenden Schützenvogel, der als wahres Kleinod auf die Anfänge des Schützenwesens in Ehringhausen hinweist Die heutige Königskette datiert aus dem Jahre 1888, doch erst seit dem Schützenfest von 1900 wurde sie mit den Erinnerungsplaketten der jeweiligen Königspaare versehen.

Während die Statuten von 1844 die Unterschriften von insgesamt nur 26 Bürgern tragen, so wuchs der Verein in den folgenden Jahrzehnten auf mehr als 60 aktive Mitglieder an. Schützenfeste unter dem Scheunendach und Tanz auf der Tenne waren nicht mehr möglich: so wurden Zelte angemietet, nachweislich seit 1879.

Mit Zeltmiete und größeren Musikverpflichtungen erweiterten sich auch die Vergabebedingungen für den Festwirt. Auf der Generalversammlung vom 25. Juni 1906 wurden die grundsätzlichen Bedingungen der Schankwirtschaft des Ehringhäuser Schützenvereins verabschiedet.

Die Summenangaben in den Bedingungen hatten allerdings nicht lange Bestand. Schon in den Jahren 1912 und 1913 betrug die „Herausgabe des Wirts in bar“ nicht mehr 25 Mark, sondern 86 beziehungsweise 167 Mark!

Die Geschehnisse im Schützenverein in den Jahren nach 1918 spiegeln die besonderen Schwierigkeiten dieser Zeit wider, so konnten z.B. in den Inflationsjahren 1922/23 keine Schützenfeste gefeiert werden. Auch in der Spanne von 1925 – 28 fielen die Entscheidungen für oder gegen die Durchführung von Festen in der Regel nur mit knappen Mehrheiten.

Einen Höhepunkt im Vereinsleben bildete dagegen das Schützenfest 1929. Die damals 89 zahlenden Mitglieder sahen sich in der Lage, eine neue Schützenfahne anzuschaffen. Der Preis betrug 425 RM. Das Fest selbst wies mit der Fahnenweihe und dem doppelten Vogelschießen ein gefülltes Programm auf.

Durch einen Trauerfall in der Familie konnte König Josef Kraes seinen Verpflichtungen nicht nachkommen, daher ermittelte man zu Beginn des Festes einen neuen „Regenten“, der am Montag planmäßig wieder abgelöst wurde. Königspaare waren in dieser Folge Ferdinand Klink mit Maria Gödde und Bernhard Schnieders mit Theresia Eggers.

Die Auswirkungen der Hitlerzeit auf das Vereinsleben zeigen sich dem heutigen Leser zunächst nur im formalen Bereich. Die Satzung musste auf das „Führerprinzip“ umgeschrieben werden; Oberst blieb dennoch Bernhard Haneke, nur musste er sich jetzt „Schützenvereinsführer“ nennen. Zudem hatte sich der Verein dem Deutschen Schießsportverband anzuschließen. Oberst Haneke regelte in dieser Zeit die Schützenbelange mit viel Geschick.

Nach Ausbruch des Krieges erfolgte die vollständige Gleichschaltung, alle Schützenvereine hatten die Einheitssatzung des NSRV (NS-Reichsverbande für Schießsport) anzunehmen. Nur mehr 15 Mitglieder stimmten in der Generalversammlung am 23. Juni 1940 darüber ab. Die letzte Mitgliederversammlung fand statt am 29. März 1942 mit 22 Teilnehmern, danach blieb nichts mehr zu feiern in Deutschland.

Bernhard Haneke war es auch, der nach dem Kriege die Initiative übernahm und im Februar 1948 zu einer Versammlung einlud, in der das Wiederaufleben des Schützenwesens diskutiert werden sollte.

Das erste Nachkriegsfest feierte die St. Jakobus Schützenbruderschaft, wie sie sich seither nennt, am 18./19. und 20. Juni 1949. Der Festbeitrag betrug 5,- DM, Tanzkarten wurden für 2,- DM an die Herren und für 1,- DM an die Damen verkauft und dem Vogel rückte man am Montag mit “ Wurfgeschossen“ zu Leibe.

Ein wahrhaft sportliches Unternehmen. Als Überraschungssieger dieses Ringens konnte Sohn Bernhard Haneke die Ehrung durch seinen Vater erfahren. Seit 1949 zeigt die Lauflinie der Bruderschaft beständig nach oben. Marksteine auf diesem Wege bildeten die Erweiterung des Ehrenmals 1952, das Jubelfest 1954, die Umrüstung der Vogelstange auf den Kugelfang 1962, erster Schnadgang 1965, der Bau der Toilettenanlage 1966, die Fahnenweihe 1968 (Preis der Fahne: 1574,- DM).

Im Jahre 1972 bot sich dem Verein die Gelegenheit, den Festplatz von der politischen Gemeinde Ehringhausen käuflich zu erwerben. Die Kaufsumme in Höhe von 12.000,00 DM konnte durch eine Sonderumlage von 30,- DM und eine gewünschte Vorauszahlung des Schützenbeitrags für drei Jahre ohne Kreditaufnahme aufgebracht werden.

Heute ist der Verein zu Recht stolz auf seinen Festplatz, dessen Gesicht durch die Tennissportanlage noch gewonnen hat.

In den Folgejahren kam es zu verschiedenen Neuerungen in der Bruderschaft.

Als Beispiele seien die Stiftung des „Fassordens“ durch Amtsdirektor und Schützenbruder Lukas Schaa (1971) und des „Schützenpokals“ durch Ehrenoberst Franz Strothe (1972) genannt.

Beim 4. Kreisschützenfest 1978 in Erwitte errang Heinz-Dieter Bouwer die Würde des Kreiskönigs. Das Fest in Erwitte hatte für alle, die dabei sein durften, einen hohen Erlebniswert.

Im Jahre 1979 feierte die Bruderschaft mit einem großen Fest „300 Jahre Schützenbrauchtum in Ehringhausen“.

Ohne die Forschungsarbeit von Pfarrer Walter Wahle lägen wohl 100 Jahre Ehringhauser Schützenvergangenheit im Dunkel. Ihm ist zu danken, dass der Weg des örtlichen Schützenwesens bis ins 17. Jahrhundert belegt werden kann.

Auch nach dem Jubelfest 1979 trugen neue Ideen zur Bereicherung des Festes und des Schützenjahres bei:

1982 trat das Schützenbataillon erstmals auch am Festsamstag in offizieller Schützenkleidung an.

Im selben Jahr stiftete Jubelkönig Wilhelm Thiemann eine Königskette für den jeweiligen Silberjubilar.

Auf Vorschlag der Vorstände aller Geseker Schützenvereine und -bruderschaften wird seit 1984 der Volkstrauertag mit einer zentralen Veranstaltung der Stadt begangen. Erster Veranstalter war die hiesige Bruderschaft.

Zur Erinnerung an das Jubelfest 1979 wurde 1990 ein Findling auf dem Festplatz aufgestellt.

Im Wechsel mit dem Schnadgang lädt die Bruderschaft seit 1991 alle Seniorinnen und Senioren zu einem Tagesausflug ein.

Im Jahre 1992 initiierte die Bruderschaft das erste St. Jakobus Patronatsfest mit Dämmerschoppen.

Ebenfalls 1992 stiftete Schützenbruder Dieter Hauswirth den „Kompaniepokal“.

Seit 1995 sammeln die jungen Schützenbrüder bei ihrem traditionellen Karnevalsgang durch das Dorf neben den üblichen Naturalien auch für karitative Zwecke.

Zum Schützenfest 2000 erstrahlten die Häuser des Dorfes im Schmuck der neuen Fahnen mit Ortswappen.

Die Zahl der Mitglieder stieg in den vergangenen Jahren stetig an. Zählte die Bruderschaft beim Jubiläum vor 25 Jahren 268 Mitglieder, so wurde drei Jahre später die Zahl 300 überschritten; von über 400 Schützen zur Jahrtausendwende wuchs die Zahl auf zurzeit 430.

Die Lauflinie der Mitgliederzahl spiegelt das Wachstum des Dorfes in den vergangenen Jahrzehnten wider. Auch bei Auswärtsveranstaltungen zeigt(e) die Bruderschaft Flagge. So machte sich 1993 eine große Schützenschar mit dem Königspaar Josef und Marion Beine auf den Weg zur Steubenparade nach New York.

Die Europafeste der Schützen 2000 in Garell (Oldenburger Land) und 2003 in Vöcklabruck (Österreich) waren ebenso eine Reise wert.

Von der Vergangenheit zehren, die Gegenwart gestalten und mutig in die Zukunft!

So lässt sich das Leben in und mit der St. Jakobus Schützenbruderschaft im Jubiläumsjahr 2004 beschreiben.